Preisverleihung im Live-Stream

Besondere Umstände, besondere Maßnahmen. Der Kölner Architekturpreis ließ sich zum Glück nicht durch Corona aufhalten. Ein wenig angepasst und verschoben werden musste er aber schon. Was es dieses Jahr so für Besonderheiten gab, und wie die Preisverleihung angekommen ist, darüber haben wir mit jemandem aus dem kap-Vorstand gesprochen:

Rolf Vollmer, kap Vorstand

Rolf Vollmer, Vorstandsmitglied und Schatzmeister im „Kölner Architekturpreis e.V.“ Im Interview erzählt er uns, wie das dieses Jahr so war.

Der Kölner Architekturpreis (kap) wurde 2021 zum 14. mal vergeben. Eigentlich sollten die Preisträger schon früher geehrt werden. Normalerweise findet die Preisverleihung alle drei bis fünf Jahre mit einer Präsenzveranstaltung statt. 2017, beim 13. kap, war noch nicht abzusehen, was 2020 bzw. dann 2021 auf die Beteiligten zukommt.

Der schon 51-jährige Kölner Architekturpreis ist einer der ältesten, deutschen Architekturpreise. Was war dieses Jahr anders?

Vollmer: Bis zuletzt hatten alle Beteiligten und auch die vier ausrichtenden Institutionen – der BDA Köln, der Kölnische Kunstverein, der Deutsche Werkbund NW und das Architektur Forum Rheinland – die Hoffnung, dass spätestens nach der erwarteten Rücknahme der Corona-Einschränkungen eine Ausstellung aller Arbeiten stattfinden kann. Das Datum wurde somit erst einmal in den März 2021 verschoben. Verabredungen und Verträge für die Preisverleihung und die Ausstellung mit der Katholischen Hochschulgemeinde/dem Erzbischöflichen Berufskolleg sowie dem Rautenstrauch-Joest-Museum wurden deshalb abgesagt. Da jedoch niemand abschätzen konnte wo, und vor allem, in welchem Rahmen eine solche Veranstaltung wieder stattfinden darf, wurde im Oktober 2020 beschlossen, die Preisverleihung im März ausschließlich online via Live-Stream zu durchzuführen. So konnten alle Interessierten das Geschehen am Bildschirm zuhause verfolgen.

Die Vorbereitungen waren damit sicherlich auch anders? Können Sie uns etwas zur Jurysitzung oder anderen Herausforderungen erzählen?

Vollmer: Die Jury bestand aus fünf Mitgliedern: aus der Kategorie „Architektur“ mit Donatella Fioretti aus Berlin, Anne Kaestle aus Zürich und Thomas Kröger aus Berlin, aus der Kategorie „Journalisten“ mit Laura Weißmüller aus München und aus der Kategorie „Person des öffentlichen Lebens“ mit dem Künstler Marcel Odenbach aus Köln. Zum Glück war es allen fünf Jurymitgliedern möglich, die Terminverschiebung mit ihren Kalendern zu koordinieren und bis auf Laura Weißmüller aus München, die aus Krankheitsgründen per Zoom der Preisgerichtssitzung zugeschaltet war, persönlich nach Köln zu kommen.

Die Sitzung fand im Veranstaltungssaal des Kölnischen Kunstvereins statt, mit täglichem Corona-Selbsttest und großem Sitzabstand der Jury- und Vorstandsmitglieder untereinander. Laura Weißmüller wurde dann aus München mit einem Laptop-Monitor digital zugeschaltet. Dazu gab es zwei Leinwände zur Beamer-Präsentation der eingereichten Projekte. Die Projekttafeln konnten somit, auch im Vergleich untereinander, ebenso ausführlich und gewissenhaft diskutiert werden wie bei einer realen Ausstellung. Die endgültige Auswahl der Auszeichnungen und Anerkennungen wurde am zweiten Sitzungstag anlässlich einer Bustour der Jury zu den Projekten der engeren Wahl getroffen. Auch die Größe des Busses wurde durch den erforderlichen Corona-unschädlichen Sitzabstand bestimmt. Also alle Juryabläufe neu, ungewohnt und aufregend – aber alles hat gut funktioniert, die Stimmung innerhalb der Jury- und Vorstandsmitglieder war blendend.

Also wurde aus gegebenen Möglichkeiten das Beste gemacht. Und auf digitale Unterstützung gesetzt. Wie war es nun, die Preisverleihung des Kölner Architekturpreises einmal als Live-Stream online zu verfolgen?

Vollmer: Auch das war natürlich ungewohnt und spannend, sowohl für uns Akteure als auch für die über 200 interessierten Besucher bzw. Zuschauerinnen und Zuhörer, Bauherren und Kolleginnen und Kollegen an den Bildschirmen. Interessant war, dass durch digitale Lösungen mittlerweile nahezu alles möglich ist. Mit der Unterstützung eines externen Dienstleisters haben wir es als Veranstalter ganz gut hinbekommen, dass die Zuschauer ein gutes Stück Kölner Stadtentwicklung erfahren – ganz digital. Schade war es aber natürlich auch – vor allem für die Preisträger. Die Atmosphäre ist eine andere, und natürlich ist es nicht ganz so würdig, wenn du es zu Hause vom Sofa verfolgen kannst – womöglich noch in Jogginghose.

Wurden alle Einsendungen live vorgestellt?

Vollmer: Nein, natürlich nicht alle. 66 eingereichte Arbeiten von 52 Architekturbüros wäre da etwas viel. Es gab aus allen Einsendungen 10 Preisträger beim diesjährigen Kölner Architekturpreis. Fünf Auszeichnungen und fünf Anerkennungen. Die prämierten Projekte wurden ausführlich präsentiert. Durch Fotos und die Kommentare und Stellungnahmen der Architekten und ihrer Bauherren sowie das Verlesen der Juryurteile konnten die Zuschauer gelungene Beispiele für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Gestaltern und Auftraggebern bekommen. Übrigens: Auf der Website www.koelnerarchitekturpreis.de kann sich jetzt jeder die Auszeichnungen inklusive Juryurteile sowie auch alle Einreichungen ansehen.

Warum braucht es trotz mancher Hindernisse und Unwägbarkeiten solche Formate?

Vollmer: Bei den ersten Kölner Architekturpreisen wurden lediglich einzelne herausragende Bauwerke geehrt. Heute wird der kap auch für städtebauliche Anlagen, Freianlagen und Interventionen im öffentlichen Raum in Köln und Umgebung verliehen. Das ist genau der richtige Weg, denn so wird Kölner Baukultur einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht und bleibt nicht nur interessierten Fachleuten vorbehalten. Die Ausstellungen, die in der Regel alle drei Jahre in innerstädtischen Locations durchgeführt werden, haben gezeigt, dass eine Vielzahl interessierter Besucher keine Fachkollegen sind, sondern dass sie einfach aus Interesse am Stadtbild und an guter Architektur die Präsentation besuchen.

Einer der Träger des Kölner Architekturpreises ist das Architekturforum Rheinland, das Sie als Vorstandsmitglied des Vereins Kölner Architekturpreis e.V. vertreten. Dort steht ja auch im Vordergrund: “Vergangenheit kennen, Gegenwart verstehen, Zukunft gestalten”. Wie nehmen Sie Einfluss auf das Verfahren? Kann der kap noch mehr Impulse in diese Richtung geben?

Vollmer: Zur Klarstellung: der kap-Vorstand organisiert das Verfahren, bestellt und begleitet die Jury, akquiriert und betreut die Sponsoren und verantwortet die inhaltliche und finanzielle Abwicklung der gesamten Maßnahme. Der Einfluss auf gestalterische und baukünstlerische Entwicklungen im architektonischen Diskurs sind somit beschränkt. Allerdings können die Jurymitglieder durch die Auswahl und Begründung der preiswürdigen Projekte sehr wohl die Diskussion, Betrachtung und Einschätzung der Beiträge auch in Bezug auf ökologische und soziale Aspekte beeinflussen. So nahm bei der diesjährigen Jurysitzung die Diskussion zum Thema Sanierung, Erweiterung und Umnutzung bestehender Gebäude und Anlagen einen breiten Raum ein. Das zeigt nach meiner Auffassung, dass ein nachhaltiger Umgang mit dem Bestand auch einen Impuls in die Zukunft darstellen kann. Das stand bei den Vergaben der vergangenen Architekturpreise nicht so im Vordergrund.

Was haben Sie bei diesem 14. kap für sich mitgenommen? Was hat Ihnen gut gefallen?

Vollmer: Trotz aller Unsicherheit und Unwägbarkeit durch das Betreten von Neuland für eine solche Veranstaltung, hat mich das Abenteuer der Durchführung der Preisverleihung via Live-Stream am meisten begeistert. Sehr erfreulich fand ich die durchgehend hohe Qualität der diesjährigen Einreichungen. Ganz besonders dankbar bin ich unseren Sponsoren, die uns trotz Corona und den oft damit verbundenen ökonomischen Auswirkungen auch diesmal, zum Teil wiederholt, finanziell unterstützt haben. Wie Sie wissen ist unser Verein gemeinnützig, ohne eigenes Budget und zur Durchführung der Maßnahme und aller damit zusammenhängender Kosten auf die Hilfe von Unterstützern und Förderern angewiesen. Dem Büro Angeler Architektur & Projektmanagement als einer unserer diesjährigen Hauptsponsoren möchte ich deshalb für Ihr erstmaliges und hoffentlich nicht letztmaliges Engagement besonders danken.

Was wünschen Sie sich vom nächsten Kölner Architekturpreis?

Vollmer: Trotz der guten Erfahrungen mit der Durchführung der Preisverleihung per Livestream und der digitalen Ausstellung auf unserer Website hoffe ich, dass Corona – zumindest für die analoge Durchführung des Kölner Architekturpreises – kein Thema mehr ist und man die Preisverleihung zusammen mit Kollegen, Bauherren, Sponsoren und Freunden bei einem Glas Wein begehen und danach in Ruhe durch die Ausstellung aller eingereichten Arbeiten wandeln kann. Gegebenenfalls könnte eine digitale Unterstützung im Rahmen der Jurysitzung und Projektbeurteilung und vielleicht sogar bei der Preisverleihung durch parallelen Livestream hilfreich sein. Das muss jedoch der Vorstand des nächsten Kölner Architekturpreises entscheiden.

Vielen Dank für das Interview, Herr Vollmer!

Angeler-Logo-Large